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277/2024/34/Q
Fürth, den 20. September 2024

Wassergewinnung der Wirtschaft steigt 2022 auf mehr als zwei Milliarden Kubikmeter

Flusswasser als wichtiger Standortfaktor für die bayerische Wirtschaft

Die bayerischen Flüsse, allen voran die Donau und ihre Nebenflüsse, sind ein wichtiger Standortfaktor für die bayerische Wirtschaft. So gewinnen Betriebe aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen im Jahr 2022 insgesamt 2 203 Millionen Kubikmeter Wasser, was im Vergleich zu 2019 einer Zunahme von 18,9 Prozent entspricht. Im Jahr 2022 werden davon 1 791 Millionen Kubikmeter aus bayerischen Flüssen gewonnen. Die Eigengewinnung der Wirtschaft aus Grundwasser hat dagegen mit 255 Millionen Kubikmeter eine untergeordnete Bedeutung.

Fürth. Nach vorläufigen Ergebnissen des Bayerischen Landesamtes für Statistik decken im Jahr 2022 wasserintensive Branchen ihren Bedarf überwiegend aus Flüssen. Bayerische Betriebe gewinnen insgesamt 2 203 Millionen Kubikmeter (Mill. m³) Wasser selbst, wovon 1 791 Mill. m³ (81,3 Prozent) Flüssen entnommen werden. Im Jahr 2019 belief sich die Eigengewinnung auf lediglich 1 853 Mill. m³ (1 440 Mill. m³ Flusswasser). Mit einem Plus von 18,9 Prozent (24,4 Prozent beim Flusswasser) hat die Eigengewinnung im Jahr 2022 somit deutlich zugenommen. 255 Mill. m³ Wasser gewinnt die bayerische Wirtschaft aus Grundwasser, das sind 11,6 Prozent der Gesamtgewinnung. Dagegen speist sich die öffentliche Trinkwasserversorgung im Land überwiegend aus Grund- und Quellwasser. Von den 911 Mill. m³ gewonnenen Trinkwassers sind knapp 0,3 Mill. m³ Flusswasser.

Insgesamt setzen im Jahr 2022 die befragten Betriebe aller Wirtschaftsbereiche 2 245 Mill. m³ Frischwasser ein. Im Bereich der Energieversorgung sind es 1 384 Mill. m³ Frischwasser, wovon 1 363 Mill. m³ Flüssen entnommen werden. Dieses Wasser wird hauptsächlich zu Kühlzwecken verwendet. Das Verarbeitende Gewerbe setzt 754 Mill. m³ ein und hat damit einen Anteil von 33,6 Prozent am gesamten Wassereinsatz. Zu den wasserintensiven Branchen des Verarbeitenden Gewerbes gehören die Zellstoff- und Papierherstellung sowie die chemische Industrie, die 44 bzw. 255 Mill. m³ Flusswasser für Kühl- oder Produktionszwecke benötigen.

Das sind 42,4 bzw. 78,0 Prozent der in diesen Betrieben gewonnenen Wassermenge. In entsprechend geringerem Umfang wird in diesen Betrieben Grundwasser gewonnen (8,4 bzw.13,3 Prozent). Zur weiteren Bedarfsdeckung beziehen bayerische Betriebe im Jahr 2022 203 Mill. m³ Wasser. Davon kommen 58 Mill. m³ aus dem öffentlichen Netz, sofern Flusswasser oder andere Wasserquellen am Betriebsstandort nicht verfügbar sind oder qualitativ hochwertigeres Wasser in Produkte wie z. B. Nahrungsmittel eingeht.

Ausreichende Wasserführung als Voraussetzung für wirtschaftliche Tätigkeit

Die Flussgebiete im Land unterscheiden sich in ihrer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort. Wasser ist ein Produktionsfaktor. Wärmekraftwerke und das wasserintensive Verarbeitende Gewerbe sind auf eine ausreichende Wasserführung (Abflussmenge) angewiesen, welche insbesondere die Donau gewährleisten kann. So stammen 2022 von den knapp 1 791 Mill. m³ entnommenen Flusswassers gut 1 673 Mill. m³ (93,4 Prozent) aus der Donau und ihren Nebenflüssen wie Amper, Inn oder Isar. Dort entfallen gut 1 331 Mill. m³ auf die Energieversorgung und gut 251 Mill. m³ auf die Herstellung von chemischen Erzeugnissen. Die restlichen knapp 6,6 Prozent des von der Wirtschaft benötigten Flusswassers (118 Mill. m³) stammen unter anderem aus dem Main und seinen Nebenflüssen wie Regnitz, Pegnitz oder fränkischer Saale.

Die Größenordnung der Flusswasserentnahme spiegelt sich auch in den Abwassereinleitungen wider. So wurden 2022 im Flussgebiet der Donau knapp 1 886 Mill. m³ und des Mains 102 Mill. m³ Abwasser aus wirtschaftlicher Tätigkeit direkt eingeleitet. Die Direkteinleitungen im Land liegen über alle Wirtschaftsbereiche hinweg bei 1 989 Mill. m³, wobei das Abwasser je nach Beschaffenheit vor der Einleitung in betriebseigenen Anlagen behandelt wird. Die Daten zu den Einleitungen beziehen sich nicht allein auf Flusswasser nach der Nutzung, sondern auf das gesamte direkt eingeleitete Abwasser unabhängig von dessen Herkunft.

Die Bedeutung der Donau und ihrer Nebenflüsse zeigt sich auch in der regionalen Verteilung der Eigengewinnung von Wasser in Bayern. Mit 1 713 Mill. m³ wird das meiste Wasser von Betrieben in Oberbayern entnommen, davon sind 1 471 Mill. m³ Flusswasser (85,8 Prozent). In Oberfranken werden im Jahr 2022 dagegen insgesamt gerade einmal 14 Mill. m³ Wasser gewonnen. Flusswasser macht davon gerade einmal 4 Mill. m³ aus (28,8 Prozent). Die geringste Bedeutung für die Wassergewinnung hat Flusswasser aber in der Oberpfalz. Dort werden bei einer Eigengewinnung von knapp 28 Mill. m³ nur 4 Mill. m³ direkt aus Flüssen entnommen (13,4 Prozent).

Kaum Unterschiede im Umgang mit häuslichem und kleingewerblichem Abwasser

Dagegen unterscheidet sich die öffentliche Abwasserinfrastruktur in den Einzugsgebieten kaum. Im Land leben knapp zwei Drittel der Bevölkerung im Einzugsgebiet der Donau mit ihren Nebenflüssen und knapp ein Drittel wird der Flussgebietseinheit „Rhein/Main“ zugerechnet. Kleinere Landesteile im Norden und Nordosten Bayerns gehören zu den Einzugsgebieten der Elbe und der Weser. Die Einwohnerinnen und Einwohner sind annähernd flächendeckend an öffentliche Kläranlagen angeschlossen. Landesweit liegt der Anschlussgrad bei 97,4 Prozent. Die in öffentlichen Kläranlagen behandelte und in das nahegelegene Gewässer eingeleitete Abwassermenge – im Land waren es 2022 insgesamt 1 557 Mill. m³ – entspricht in den Einzugsgebieten daher weitgehend dem Einwohneranteil. So entfielen auf das Donaugebiet rund 983 Mill. m³ und auf das Flussgebiet Rhein/Main rund 524 Mill. m³ Abwasser. In den öffentlichen Kläranlagen wird neben häuslichem Abwasser auch Abwasser aus Gewerbebetrieben (Indirekteinleitung) mitbehandelt.

Hinweise:

Regionalisierte Daten stehen zur Verfügung

Datenangebot verfügbar in GENESIS unter: Bayerisches Landesamt für Statistik - GENESIS-Online: Tabellen (bayern.de)