Pressemitteilung

184/2020/54/K
Fürth, den 13. Juli 2020

Mehr als 19 500 Gefährdungseinschätzungen für Kinder und Jugendliche in Bayern im Jahr 2019

Bei knapp einem Drittel der Fälle wurde eine Kindeswohlgefährdung festgestellt

Die Bayerischen Jugendämter meldeten im Jahr 2019 insgesamt 19 522 Gefährdungseinschätzungen, das heißt Fälle, in denen geprüft wurde, ob das Wohl von Kindern bzw. Jugendlichen in Gefahr war. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik lag in 2 793 Fällen eine akute und in 2 854 eine latente Kindeswohlgefährdung vor. Bei 7 361 Gefährdungseinschätzungen wurde keine Kindeswohlgefährdung festgestellt, jedoch Hilfebedarf und in 6 514 Fällen wurde weder eine Kindeswohlgefährdung noch weiterer Hilfebedarf ermittelt.

Grundlage der Statistik zur Kindeswohlgefährdung ist das Bundeskinderschutzgesetz, welches zum 1. Januar 2012 in Kraft getreten ist. Kindeswohlgefährdung liegt dann vor, wenn das körperliche, geistige und seelische Wohl eines Kindes durch das Tun oder Unterlassen der Eltern oder Dritter gravierende Beeinträchtigungen erleidet, die dauerhafte oder zeitweilige Schädigungen in der Entwicklung des Kindes zur Folge haben bzw. haben können.

Eine Gefährdungseinschätzung nach § 8a Absatz 1 SGB VIII ist vom Jugendamt immer dann abzugeben, wenn dem Jugendamt wichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohles eines Kindes oder Jugendlichen bekannt werden, es sich daraufhin einen unmittelbaren Eindruck von dem Minderjährigen und seiner persönlichen Umgebung verschafft hat (z.B. durch Hausbesuche oder Einbestellung der Eltern ins Jugendamt) und das Gefährdungsrisiko anschließend im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte eingeschätzt wurde.

Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, wurden in Bayern im Jahr 2019 insgesamt 19 522 Fälle von Kindeswohlgefährdung gemeldet, ein Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Betroffen waren 10 171 Jungen und 9 351 Mädchen.

2 793 Gefährdungseinschätzungen (14 Prozent) ergaben eine akute, 2 854 (15 Prozent) eine latente Kindeswohlgefährdung. Dabei waren Anzeichen für eine Vernachlässigung oder einer psychischen Misshandlung die häufigsten Gründe einer Kindeswohlgefährdung.

Darüber hinaus wurde bei 7 361 Gefährdungseinschätzungen (38 Prozent) keine Kindeswohlgefährdung festgestellt, aber Hilfebedarf im Rahmen einer Unterstützung durch Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe wie zum Beispiel Erziehungsberatung oder eine Schutzmaßnahme.

Lediglich bei 6 514 Fällen (33 Prozent) wurde weder eine Kindeswohlgefährdung noch ein weiterer Hilfebedarf ermittelt.

Die Meldungen an die Jugendämter erfolgten in vielen Fällen (4 756) durch Polizei, Gericht oder Staatsanwaltschaft, von Bekannten/Nachbarn der Minderjährigen (2 168), 2 103 Fälle wurden anonym und 1 812 durch die Schule angezeigt.
 

Ausführliche Ergebnisse enthält der im Herbst erscheinende Statistische Bericht „Kinder- und Jugendhilfe Ergebnisse zu Teil I (K5101C)“. Weitere Informationen zum Bezug von Druckausgaben erhalten Sie beim Vertrieb per E-Mail (vertrieb@statistik.bayern.de), Telefon (0911 98208-6311) oder Fax (0911 98208-6638).